Gaby fuhr mit Valerie auf dem direktem Weg in ihre
Wohnug, sie ahnte das dieser Abend viel intensiver werden würde als sie es sich
eigentlich gedacht hatte. Die beiden
Frauen fuhren stumm nebeneinander im Auto. Valerie war in ihren Gedanken
versunken, sie fragte sich ob sie angekommen wäre, sie fragte sich ob das der
Weg wäre wieder ein Leben zu haben. Und einen Menschen dem sie wichtig war.
Denn anders als ihr Vater, strafte Gaby sie nicht weil sie ihren eigennützigen
Anweisungen nicht nach kam. Nein Gaby ging es um mehr, das merkte Valerie
sofort. Gaby wollte etwas bewirken, und genau davor bekam Valerie gerade Angst.
Warum sollte sie Gaby so nah an sich ranlassen, das sie etwas in ihr bewirken
konnte? Jeder Mensch dem sie diese Gelegenheit gegeben hatte, hatte sie
ausgenutzt oder verlassen. Ihr Mutter, welche sich nach der Scheidung von ihrem
prügelndem Ehemann nie wieder von ihrer Alkoholsucht erholt hatte, Ralf Moser,
welcher angeblich helfen wollte damit sie wieder ein neues Leben anfangen
konnte. Alle Menschen die sie in ihrem
jungem Leben an sich rangelassen hatte, alle hatten sie verraten. Und alle
hatten Narben auf ihrer Seele hinterlassen. Und nein, sie wollte keine weiteren
Narben, keine neuen Wunden. Sie würde diesen Abend überleben, sie würde die
Zeit überstehen, aber sie würde Gaby nicht so nah an sich heranlassen, das sie
etwas in ihr bewirken würde. Sie würde nie wieder einen Menschen so nah an sich
heranlassen. Sie würde eine Mauer aufbauen, einen Schutzwall, durch den niemand
durchkommen würde. Dann könne sie auch niemand verletzen.
Von all diesen Gedanken bekam Gaby natürlich nichts mit,
sie merkte allerdings das Valerie im Auto immer ruhiger und angespannter wurde.
Sie seufzte kurz auf, hatte sie doch gedacht, das Valerie nicht mit ihr kämpfen
würde. Gaby hatte inständig gehofft, das Valerie begriff, daß sie Valerie nur helfen wollte. Aber
anscheinend war dieses ein Irrtum. Gaby´s Gesichtszüge spannten sich an, sie
legte den Kopf zurück und atmete kurz durch.
Während die beiden Frauen in ihren eigenen Gedankenwelten
waren, erreichten sie die Wohnung von Gaby. Gaby parkte den Firmenwagen auf
ihrem Stellplatz und stellte den Motor ab.
„Komm lass uns reingehen ich hab Hunger.“
„Ich koch aber nicht.“
„Nein musst Du auch nicht Valerie, ich koche uns
Spaghetti á la Moser und wir beide reden
dabei etwas. Was hälst Du davon?“
„Annehmbar.“
„Wie großzügig.“
Gaby konnte sich den beißenden Spott nicht verkneifen und
stieg endgültig genervt aus dem Auto.
Die beiden gingen dann durch´s Treppenhaus in Gaby´s
Wohnung und Valerie staunte nicht schlecht.
Die Wohnung war zwar klein, hatte aber ein Wohnzimmer,
ein Schlafzimmer und eine Küche in der man gut kochen konnte.
Gaby zeigte Valerie das Schlafzimmer und meinte dann zu
ihr.
„Hier kannst Du heute Nacht schlafen, ich werde auf der
Couch schlafen.“
„Mach Dir keine Umstände, ich kann auch auf der Couch
schlafen, Gaby.“
„Valerie das sind keine Umstände für mich, und ich möchte
das Du im Bett schläfst.“
Bevor Valerie auch nur den Mund zu Ende aufmachen konnte
traf sie Gaby´s entschlossener Blick, welcher ihr verriet besser nicht zu
widersprechen.
„Passt schon.“
Mehr sagte Valerie nicht, dazu. Ihr war klar das sie
jeden weiteren Machtkampf mit Gaby heute Abend noch ausbaden werden müsste. Also würde sie alles tun um so wenige wie
nötig mit ihr offen auszufechten.
Gaby begann im Schlafzimmer damit sich um zu ziehen, dabei zog sie sich wie selbstverständlich vor
Valerie bis auf die Unterwäsche aus. Valerie war das sichtlich peinlich. Sie
lief rot an und wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Am liebsten wäre
sie rausgegangen, traute sich aber nicht wirklich ohne Erlaubnis das
Schlafzimmer zu verlassen. Gaby bemerkte diese Unsicherheit erst nicht, als sie
aber ihre Wohlfühlklamotten bestehend aus
einer schwarzen Leggings und einem knallroten Pulli angezogen hatte,
fiel ihr auf wie peinlich Valerie das alles war. Sie beschloss mit Valerie zu
reden, denn im Grunde genommen war es ihr überhaupt nicht peinlich. Und Valerie sollte sich auch nicht deswegen
genieren.
„Valerie, setz Dich mal zu mir auf´s Bett bitte.“
Mit diesen Worten setzte sich Gaby auf ihr Bett und
wartete bis sich Valerie neben sie gesetzt hatte.
Valerie schaute Gaby mit erwartungsvollen Augen an.
Sollte es jetzt los gehen, hier? Gaby wollte doch erst etwas essen. Hatte sie
es aber bereits so übertrieben, das Gaby bereits jetzt alles abrechnen wollte?
Valerie war unsicher, sie hoffte das es nicht passieren würde. Sie hatte Angst.
Doch als Gaby zu sprechen begann verschwand diese Angst
schnell.
„Valerie, ich habe das eben gemerkt das Dir das sehr
peinlich war.“
„Nein, war es nicht, es war nur ungewohnt.“
„Was war eben ungewohnt für Dich?“
„Du hast Dich hier ausgezogen und umgezogen als…..“
„Als ob was?“
Gaby fiel die Unsicherheit von Valerie auf und sie wollte
mehr erfahren, wollte wissen was diese
junge Frau, welche in ihr den Beschützerinstinkt geweckt hatte, bewegte.
„Na, Du gehst mit mit mir so vertraut um, so vertraut als
ob wir uns ewig kennen. Ich weiss aber immer noch nicht ob wir uns wirklich
kennen. Ob ich Dir wirklich mein Herz öffnen kann. Du hast dann eine verdammt
grosse Verantwortung. Bitte tu meinem Herzen nicht weh.“
In Valerie´s Augen standen die Tränen sie war vollkommen
aufgelöst. Zu nah ging ihr diese ganze Situation.
„Valerie ich kann Dir nicht versprechen, das ich Dir
niemals weh tun werde, ich kann Dir nur versprechen das ich immer für Dich da
sein, werde, und auf Dich aufpassen werden.“
Gaby wusste nicht warum sie diese Worte sprach, was sie
dazu bewegte dieses Versprechen zu geben. Sie wusste nur sie hatte diese junge
Frau welche neben ihr auf dem Bett saß, ganz tief in ihr Herz geschlossen. Und
aus irgendeinem Grund legte sie ihren Arm um Valerie und hielt sie ganz fest in
den Armen. Valerie fühlte sich in den
Armen von Gaby irgendwie geborgen und dennoch es passte nicht, sie wollte doch
Gaby nicht so nah an sich heranlassen, sie wollte sich nicht wieder verletzen
lassen. Sie versuchte sich aus Gaby´s Armen zu lösen. Sie stiess sich aus
Gaby´s Armen und schaute ihr trotzig ins Gesicht.
„Wolltest Du nicht was zu essen machen?“
Gaby war etwas geschockt von dieser Aktion und musste
sich erst mal sammeln, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen, sie
wollte nicht das Valerie sah, wie sehr ihr dieses Weggestossen werden gerade
weh tat.
„Ja, ich mache uns sofort die Spaghetti à la Moser?“
„Darf ich Dir helfen?“
Die Frage kam etwas unsicher von Valerie, denn obwohl sie
Gaby nicht an sich ranlassen wollte, tat ihr Gaby´s Nähe gut.
„Klar darfst Du mir helfen.“
Beide gingen zusammen in die Küche und Valerie schaute
Gaby interessiert beim Kochen zu, sie hatte nur gelegentlich bei ihrer Mutter
beim Kochen zugeschaut. Valerie konnte nicht wirklich gut kochen, aber sie
wollte es lernen, denn ihr schmeckten, die Fertiggerichte und das alles nicht
wirklich. Sie wollte kochen lernen, sie wollte das Gaby es ihr zeigte, aber sie
traute sich nicht zu fragen.
Gaby merkte das Valerie etwas auf dem Herzen hatte, aber
sie wollte das Valerie von sich aus
fragen würde, egal was es war.
„Schneidest Du mir die Zwiebel bitte Valerie?“
„Klar wie möchtest Du sie denn?“
„Schneide sie bitte in feinen Würfel.“
Valerie lief rot an, wie sollte sie das denn machen, sie
wusste nur wie man Zwiebeln in Ringe schnitt aber das man die Zwiebel wenn man
sie quer halbierte und dann an der Seite einschnitt auch in feine Würfel
schneiden konnte, das wusste sie nicht.
„Zeigst Du mir bitte wie fein?“
„Klar, einen Moment.“
Gaby musste schmunzeln, Valerie´s Kochkünste waren also
nicht so gut, war es das was Valerie fragen wollte? Gaby wollte Valerie aber
nicht weiter in Verlegenheit bringen und zeigte ihr an der Halben Zwiebel wie
sie die geschnitten haben wollte. Während sie dann den Knoblauch schälte und
klein schnitt beobachtete sie Valerie genau. Es schien ihr Spass zu machen zu
kochen, oder war nur, weil sie Gaby´s Nähe suchte.
„Kannst Du die Möhre auch noch in feine Würfel
schneiden?“
„Klar Gaby.“
Und auf einmal werkelten die beiden an der Soße,
schmeckten ab und stellten irgendwann fest, besser ging es nicht.
„Valerie deckst Du schon mal bitte den Tisch, Geschirr
ist in der Schublade unten und das Besteck darüber.“
„Klar, wo finde ich die Untersetzer für den Top?“
„Die sind im Wohnzimmerschrank oberste Schublade.“
Valerie deckte den Tisch fand auch noch eine Kerze und
einen passenden Kerzenständer und zündete diese kurzerhand an. Als Gaby dann mit den Spaghetti kam, und sah wie liebevoll Valerie den Tisch gedeckt
hatte musste sie lächeln.
„Das sieht schön aus, Danke.“
„Hab ich gerne gemacht.“
Valerie lief rot an und schaute zu Boden.
„Mist, nun werde ich auch noch verlegen.“, dachte Valerie
bei sich selber.
„Holst Du bitte noch die Pfanne mit der Soße?“
„Klar, mach ich...“
Schnell schluckte Valerie das letzte Wort runter, auch
wenn sie alles sehr an ihre Kindheit erinnerte, so weit durfte es nicht gehen.
Die beiden setzten sich an den hellen Wohnzimmertisch und
aßen die Spaghetti. Valerie merkte sofort das diese komplett anders schmeckten
als die aus dem Supermarkt und sie schmeckten besser. Nein sie schmeckten
genial, das würden ab nun ihre Leib und Magenspaghetti werden. Wenn es
Spaghetti gab würde sie sie nur noch à la Moser machen. Gaby bemerkte in der Zwischenzeit auch etwas.
Nämlich das Valerie die Spaghetti zu schmecken schienen, sie konnte sie sich
ein leises Lächeln nicht verkneifen, das war kein Sonntagsbraten, das war kein
Abendessen, das waren schlichte Spaghetti und Valerie schmeckte es. Ihr wurde warm ums Herz, und sie bekam auch gleich
einen Stich als sie daran dachte das nach dem Essen noch eine Diskussion
ausstand. Die beiden aßen auf und Gaby
begann ab zu räumen, sie brachte das Geschirr in die Küche stellte es in den
Abwasch und liess, Wasser ins Waschbecken. Da nahm Valerie ihr das Spülmittel
und die Bürste aus der Hand und sagte in einem sanften Ton zu Gaby:
„Lass mich das machen, bitte.“
Gaby war überrascht, nickte dann aber doch und meinte
dann, zu Valerie.
„Dann trockne ich aber wenigstens ab.“
„Nein, Du setzt Dich ins Wohnzimmer und ich mach die
Küche sauber, als Dankeschön für das
leckere Essen.“
Mit diesen Worten schob Valerie Gaby aus der Küche und
begann den Abwasch zu machen.
Gaby setzte sich dann im Wohnzimmer auf die grosse Couch
und begann nach zudenken. Das gleich
würde kein Spaziergang werden, gleich müsste sie Valerie klar machen das sie
sich nicht belügen lassen würde. Und
gleich würde sie Valerie bestrafen müssen. Sie überlegte kurz und ging dann
noch mal kurz in ihr Schlafzimmer um einen schweren Ledergürtel, zu holen.
Diesen trug sie früher mal gerne zu ihren Bluejeans aber heute war ihr der
Gürtel einfach nur zu klobig. Aber wie es schien hatte er einen neuen
Verwendungszweck gefunden.
In der Küche trödelte Valerie nicht wirklich aber sie
wollte auch nicht fertig werden, denn sie wusste sobald der Abwasch erledigt
war, würde sie mit Gaby ein unangenehmes Gespräch führen müssen, sie würde Gaby
erklären müssen warum sie gelogen hatte und sie würde kassieren, sie hatte
Angst davor, Angst davor das die Dämme und Schutzmauern nicht reichen würden.
Angst davor das Gaby sie erreichte, daß Gaby für sie wichtig wurde.
(....Weiter)
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